Regionalbauernverband RBV Döbeln – Oschatz e. V.
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05.06.2020

Gedanken zur Förderung der Haltung von Mutterkühen auf Stroh!

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Ich war sehr erfreut als ich hörte, dass unser Landwirtschaftsministerium das Halten von Mutterkühen im Laufstall auf Stroh zu besserem Tierwohl fördern möchte.
Die Enttäuschung war umso größer als ich die Förderbedingungen gelesen habe. Wir werden aus der Förderung ausgeschlossen, da die Mindestförderhöhe bei 2.000 € liegt. Wir müssten mindestens 29 GV halten.
Unser Betrieb hält 10 Mutterkühe, es ist nicht erforderlich jährlich Nachzucht zu behalten, da unsere Kühe alle im Durchschnitt 8 Jahre alt werden. Unsere älteste Kuh derzeit ist 15.
Allerdings ziehen wir unsere männlichen Fresser selbst auf, um diese mit ca. 20 Monaten zu vermarkten.
Neben der Enttäuschung war ich auch verwundert. Setzten sich doch unser Staatsminister Günther, als er noch nicht Minister war, für Kleinstbetriebe, regionale Kreisläufe und Grünlanderhalt ein. Hier aber schließt er gerade die Betriebe, die er liebte von der Förderung aus!
An unserem Beispiel möchte ich die Bedeutung unseres Betriebes erläutern:
Die Mutterkühe und Jungbullen werden, sobald es im Frühjahr möglich wird, auf die Weide gebracht. Die Koppeln liegen an 2 unterschiedlichen Standorten und können zum größten Teil nur beweidet werden, da es die Lage (hängig und z.T. Sumpfstellen, jährliche Wildschweinschäden) es nicht anders erlaubt.
Unsere Rinder, auch unsere Schafe pflegen das Grünland und halten die Landschaft so offen, wie sie ist. Dadurch hat sich ein Lebensraum gebildet für Rehe, Wildhasen, Fuchs und Dachs, leider aber auch den Waschbär.
Verschiedenste seltene Insekten aber auch Fliegen und Mücken bilden die Nahrungsgrundlage für eine ganze Reihe von Echsen, Frösche, Kröten und vor allem Singvögeln. Im Stall selbst haben sich Rauchschwalben und am Haus Mehlschwalben zum Brüten eingefunden. Ich kenne die Standorte der Brutplätze von Amseln, Gartenrotschwänzchen, Zaunkönig, Blau- und Kohlmeise und natürlich der Spatzen. Ich kann sogar Eisvögel beobachten, die Freiberger Mulde liegt in unmittelbarer Nähe. All diese Brutplätze liegen unmittelbar am oder im Stall und profitieren von dem Nahrungsangebot, welches durch unsere ”wenigen“ Rinder einschließlich des nicht abgedeckten Misthaufens bzw. der Exkremente auf der Weide geschaffen (angelockt) wird.
Davon profitieren wiederum Greif- und Raubvögel. Bei uns leben der Rote Milan, Bussard, Habicht, Sperber, Falken, Käuzchen, Uhus…, selbst ein Kolkrabenpaar!
Sehr schön finde ich es auch, dass sich unsere Dorfbewohner für die Tiere interessieren. Viele Eltern kommen mit ihren Kindern regelmäßig vorbei, um die Schafe, Lämmer und Kühe anzuschauen und auch anzufassen. Das ist nämlich in unserem kleinen Bestand möglich. Dadurch kommen wir mit den Dorfbewohnern ins Gespräch und können viele Dinge und Sachverhalte um die Landwirtschaft erklären.
Gern würden wir die Förderung in Anspruch nehmen, damit unsere Kühe auch im Winter freilaufen können.
Deshalb appelliere ich an unseren Staatsminister, diese Richtlinie auch für Mutterkuhalter mit weniger als 29 GV zu öffnen. Im Übrigen sind Unter- bzw. Obergrenzen in der Landwirtschaft nicht angebracht. Jeder Betriebsinhaber sollte für sich entscheiden können, in welcher Form und Größe er wirtschaftete. Gerade die Mutterkuhhaltung mit wenigen Tieren dient auch in vielen größeren Betrieben dazu absolutes Grünland zu bewirtschaften.
In großer Hoffnung verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Iris Claassen




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